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Abteilung Segeln

Udo Müncheberg (29.08.1952 * - 30.10.2016 †)

– ein Großer der Klasse Pirat ist von uns gegangen!

 
Nachruf Udo Müncheberg
 
 
 
 
2015
 
Udo beim Gold Cup der Drachen vor Kühlungsborn in seinem Element.
 
Mit einem chancenlosen Drachen.
 
Dabei sein ist alles!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Liebe Piratenfamilie,
am 30. Oktober 2016 hat Udo uns verlassen und ist auf seine große Langfahrt gegangen.
Die Piratenklasse und die große Familie der Segler verlieren in ihm einen engagierten und begeisterten Segler, der neben der Segelbegeisterung auch Verantwortung übernahm und sich für den Piraten, die Piratenfamilie und seinen Verein, den Akademischen Segler-Verein zu Rostock e. V. (ASVzR), kurzum für das Segeln einsetzte. 
Ich habe Udo vor ca. 50 Jahren kennen gelernt. Er segelte damals in Zehdenick (Uckermark) Pirat, kam dann zum Studium nach Rostock und war dort in der Sektion Segeln der Hochschulsportgemeinschaft Rostock (HSG), die in den 1960er Jahren maßgeblich den Piraten in Klasse und Masse, als auch in seiner Entwicklung in der DDR dominierte. Udo stieg aber nicht in den Piraten, er stieg in das damals aufstrebende Ixylon, denn Piraten wurden ja kaum noch gebaut und segelte dann jahrelang in der Spitze dieser Bootsklasse und errang unter anderem 1982 den Titel des DDR-Meisters, wurde dreimal Vizemeister (1983, 1987, 1988) und einmal Dritter (1989) dieser Klasse.
In der Vorwendezeit stieg Udo dann wieder zurück in den Piraten und begründetet den neuerlichen Aufschwung der Rostocker Piratenszene. Er baute Piraten, segelte diese und das äußerst erfolgreich. Sicherlich war auch das Gespann mit Ganter eine Erfolg versprechende Symbiose. Uns allen ist immer noch in Erinnerung, dieser furiose Start zur DDR-Meisterschaft 1987 am Scharmützelsee, wo sie drei Siege zum Auftakt hinlegten und dann dem Leben frönten und ihren eigentlich sicher geglaubten Sieg genauso furios versegelten aber doch noch Vizemeister wurden. 
Gestartet sind die beiden 1987 zur Europameisterschaft in Ungarn, ein nicht einfaches Unterfangen, weil es von den DDR-Oberen nicht „gewünscht“ und deshalb mit einigem Risiko verbunden war. Butze organisierte das Rigg und ab ging es auf den Balaton. Selbst die Ungarn hatten kalte Füße und nur durch die Intervention einiger deutscher Offizieller konnten Udo und Ganter unter 80 Piraten einen Platz im Mittelfeld ersegeln.
Später hat Udo dann Ganter bei der Entwicklung der Piratensegel aus der gleichnamigen Werkstatt (Ganter) unterstützt.
Die letzten Tage der DDR waren noch nicht eingeläutet, da organisierte Udo mit anderen Piratenseglern aus Ost und West die Einfuhr eines Bootskaskos der Bootswerft Hein über den Umweg der damaligen Tschechoslowakei. Von diesem Boot wurde eine Negativschale abgeformt. Der Kasko wurde über den gleichen Weg zurückgeschafft. Dann fiel die Mauer und die Bootswerft Hein war sich nicht so sicher ob diese Aktion so glücklich war. Aber sie war wichtig, denn aus der Form kamen doch einige Boote, die heute noch mittelprächtig mitlaufen.
Im letzten Jahr der DDR organisierte Udo auch die erste Piratenregatta seit 1966 (nach 23 Jahren Abstinenz) auf der Ostsee vor Warnemünde. Wie er das machte ist mir heute noch ein Rätsel, denn die Mauer stand ja noch. Beim Auslaufen mussten wir jedenfalls unsere Ausweise an der kleinen Hütte an der Mittelmole bei den Grenzern abgeben. 
Nach der Wende segelte Udo vornehmlich Pirat, aber er war natürlich auch auf Dickschiffen, auf Folkebooten, auf dem Soling, auf dem Drachen mit seinen Töchtern und anderen Booten zu Hause. Im Piraten bestimmte er im norddeutschen Raum die Szene maßgeblich mit. Udo war immer für Entwicklungsgespräche und Taktiken zum Vorantreiben der Klasse ein sprühender Gesprächspartner. 
Er war nicht nur ein feinfühliger Segler, er war auch ein feinfühliger Mensch mit einigem Gespür. 
Auf dem Kurs war er stets ein exzellenter fairer mit allen Wassern gewaschener Gegner. 
Seine größten Erfolge nach der Wende waren sicherlich die dritten Plätze bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften vor Travemünde 2003 und Warnemünde 2006. Er gewann darüber hinaus eine große Anzahl von Ranglistenregatten wie das Silberne Beil in Güstrow, die Teterower Herbstregatta, die Hackebeilregatta in Neustrelitz, die Pfingstregatta Röbel oder die Nikolausregatta in Potsdam, um nur einige zu nennen. 
Er war überall ein geachteter Segler, Sportsmann und Gesprächspartner. 
Wir haben oft philosophiert, früher mit einem Bier in der Hand. Später, als Udo von der Krankheit erfasst wurde, habe ich seine Abstinenz und sein trotz Krankheit seglerisches absolutes Leistungsvermögen bewundert. 
Die Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben, waren immer voller Pläne und geprägt vom Herauskitzeln der Leistung. Du wusstest, wo die Probleme liegen, wie man Leute anpacken muss, um sie zu motivieren, mehr für die Klasse zu tun und sie heraus aus dem Egotrip zu holen. 
Einer seiner großen Wünsche die Teilnahme an der Europameisterschaft 2015 auf dem Traunsee in Österreich blieb ihm aus Krankheitsgründen versagt. Er wollte unbedingt noch einmal dieses Piratenevent, zu dem er sich im Jahr zuvor qualifiziert hatte, miterleben. Aber es sollte nicht sein.Nachruf Udo Müncheberg Bristower Familienregatta 1988
Auf den Regatten wurde immer nach dir gefragt: Wie geht es Udo? Habt ihr was von Udo gehört? Er war unter uns und so sollte es auch in der Zukunft sein.
Udo war jahrelang im Ehrenrat der Deutschen Piraten-Klassenvereinigung e. V. und auch Vorsitzender seines Akademischen Segler-Vereins zu Rostock e. V. 
Unvergessen bleibt sein Organisationstalent bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften der Piraten 2006 und auch der Europameisterschaft für die olympische Bootsklasse der Finn Dinghy vor Warnemünde im Jahr 2013, die der letztgenannte Verein, sein Verein, ausrichtete.
In seinen Ehrenämtern war Udo stets kämpferisch tätig und versuchte, unsinnige Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und zu beeinflussen. Nicht immer gelang das, aber Udo hat seine Marken gesetzt. Die Pläne haben ihn bis zum letzten Tag nicht verlassen. Ich weiß noch genau, wie er mich im Januar dieses Jahres anrief: „Carsten, wir wollen einen Ostseetörn machen, die ganze Ostseeküste absegeln. Bist du dabei?“ Antwort von mir: „Toll, ich kann aber nur zwei, drei Wochen dabei sein. Ich habe noch viele andere Verpflichtungen“. Udo: „Okay, ich melde mich wieder.“
Udo hat sich nicht mehr gemeldet. Später hörte ich dann, dass Udo doch zunehmend die Kraft verließ und er dieses Vorhaben nicht mehr umsetzten konnte. Er hat gekämpft, er hat gehofft. Wir auch. 
Nun ist dieser Kampf zu Ende.
Udo, die Stunden mit dir bleiben unvergessen. Deine sachlich durchdachten Beiträge und Kommentare – egal in welchem Gremium – werden fehlen. 
Udo, wir danken dir für die Meilen, die wir gemeinsam zurücklegen durften und wünschen dir für deine letzte große Fahrt Goode Wind!
Die Piratenfamilie
i.A. Carsten Jansen                                         Oktober 2016
 
Die Trauerfeier findet am 11.11.2016 um 11:00 Uhr in der Kirche in Rostock-Gehlsdorf statt.
 
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